Am Vorabend der 11. UKD-Bunkai-Tage gab es diesmal an Stelle des sonst üblichen exklusiven Dojo-Trainings mit Iain eine Danprüfung. Carsten Schmitt vom Karate Dojo SV05 Göttschied (Idar-Oberstein) und Nicolas Hofele vom UKD Stuttgart stellten sich unter den kritischen Augen von Iain Abernethy der Prüfung zum 5. Dan nach den Vorgaben der World Combat Association (WCA). Von beiden Prüflingen wurden neben Kihon- und Kombintionstechniken noch mehrere Kata sowie deren realistische Anwendungsmöglichkeiten gezeigt. Darüber hinaus wurden von Iain diverse Hebel-, Wurf- und Bodenkampftechniken abgeprüft. Ein weiterer Schwerpunkt waren jeweils mehrere 2-Minuten-Runden an den Pratzen und am Kick-Shield, wobei auch Iain selbst es sich nicht nehmen ließ, als Pratzenhalter zu fungieren. Abschließend mussten diverse Kampf-Runden mit wechselnden Schwerpunkten abgeprüft. Hierbei musste neben verschiedenen 1:1-Situationen durch mehrere Distanzen im Stand und am Boden auch der Kampf gegen mehrere Angreifer, von denen teilweise sogar einer mit einem Stock bewaffnet war, absolviert werden. Nach zweistündiger und wahrlich schweißtreibender Prüfung – und dies lag nur zu einem geringen Teil an der sehr sommerlichen Temperatur – erfolgte eine von Iain durchgeführte Bewertung und Abschlussbesprechung. An deren Ende er verkündete Iain, mit den demonstrierten Leistungen von Carsten und Nicolas sehr zufrieden zu sein und gratulierte beiden zum Erhalt des 5. Dan Karate.
Am darauf folgenden Samstagvormittag begann der Lehrgang. Das Lehrgangsthema war ein Vergleich des Karate früherer Zeiten auf Okinawa und der Art und Weise, wie Karate heutzutage weit verbreitet verstanden und praktiziert wird. Iain ließ die knapp 80 Teilnehmerinnen und Teilnehmers viele Möglichkeiten seiner Interpretationen der Kata trainieren. Grundgedanke ist hierbei, dass das Karate ursprünglich als Methode erdacht wurde, um sich wirksam gegen Schurken und Raufbolde zur Wehr setzen zu können. Dem steht die heutige Anwendung als Wettkampfsystem für Kata und Kumite gegenüber. Iain gelang es hervorragend, die Unterschiede heraus zu arbeiten und jedem Teilnehmer und jeder Teilnehmerin praktische Tipps und realistische Interpretationsmöglichkeiten der Kata-Anwendungen mit auf den Weg zu geben.
Ergänzt wurde dies alles durch das Herausarbeiten von vier Kumite-Drills von Motobu Choki. Motobu war ein Karateka der „alten Schule“, der sehr viel Wert darauf legte, dass sein Karate in einer echten Verteidigungssituation auch tatsächlich wirksam funktionierte. Er hinterließ neben zwei Büchern auch 12 Kumite-Drills, in denen er wichtige Punkte seines Karate darlegte. Iain wählte hiervon vier Drills aus und brachte sie mitsamt der darin hinterlegten Prinzipien den Lehrgangsteilnehmern nahe. So konnte man die Authentizität des Karate zum Zwecke des Selbstschutzes direkt erleben.
Am Samstagabend nach dem Lehrgang konnten die Lehrgangsteilnehmer erneut am UKD-Sommerfest im Naturfreundehaus Steinbergle teilnehmen. Viele nahmen dieses Angebot war und so wurde viel von und über Karate im speziellen und das Kampfhandwerk im Allgemeinen gesprochen. Iain war selbstverständlich mit von der Partie und beantwortete gerne die eine oder andere noch offene Frage.
Am Sonntag brachte Iain den Teilnehmern eine von ihm selbst entwickelte Bodenkampf-Kata bei. In ihr sind wesentliche Prinzipien zu diesem Thema enthalten. Die Kata wird üblicherweise mit einem Partner durchgeführt und besteht aus insgesamt acht Sequenzen. Allerdings besteht auch die Möglichkeit, die Kata alleine zu laufen und somit zu trainieren. Iains Ziel ist es, den Teilnehmerinnen und Teilnehmern, die noch keine oder wenig Erfahrung am Boden gesammelt haben, Trainingsmöglichkeiten mit auf den Weg zu geben sowie bei den bereits erfahrenen Teilnehmerinnen und Teilnehmern neue Anreize zu wecken. Beides gelang ihm hierdurch sehr gut.
Selbstverständlich darf bei Iain das Pratzentraining nicht fehlen! Den Abschluss bildeten diverse Techniken und Kombinationen an den Pratzen, wobei jeweils die realistische Anwendung für den Verteidigungsfall im Fokus stand. Hierbei griff Iain auch auf eine am Vortag beim Thema Interpretation der Kata ausführlich behandelte Sequenz zurück, womit sich der Kreis schloss.
An beiden Lehrgangstagen kam man nicht nur wegen der heißen Temperaturen ins Schwitzen. Angenehm war auch, dass das Thema an sich sowie die Art und Weise, in der Iain es vermittelte, äußerst kurzweilig und gut verständlich war. Da in den Trainingspausen verschiedene Getränke und belegte Brötchen und Obst angeboten wurden und die Gesamtorganisation wieder nahezu perfekt war, war es wieder ein gelungener Lehrgang. Wir freuen uns schon auf Iains nächsten Besuch im kommenden Jahr!